Bruderkriege: Einheit, Spaltung und Zerfall in der kommunistischen Weltbewegung seit 1945

CfP: 7. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung (2025): „Bruderkriege: Einheit, Spaltung und Zerfall in der kommunistischen Weltbewegung seit 1945“

Veranstalter
Prof. Dr. Felix Wemheuer, Universität zu Köln; Prof. Dr. Lorenz Lüthi, McGill University, Montreal; Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung (Universität zu Köln)
Ausrichter
Universität zu Köln
Gefördert durch
Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
PLZ
50923
Ort
Köln
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
24.10.2023 -
Deadline
30.01.2024
Von
Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Bruderkriege: Einheit, Spaltung und Zerfall in der kommunistischen Weltbewegung seit 1945

Unter dem Titel „Bruderkriege: Einheit, Spaltung und Zerfall in der kommunistischen Weltbewegung seit 1945“ findet vom 27. bis 29. März 2025 die 7. Hermann-Weber-Konferenz in Köln statt. Die Veranstalter suchen sowohl Fallstudien auf der Mikroebene zum Thema der „Bruderkriege“ als auch Artikel, die versuchen, größere Zusammenhänge mit Blick auf kommunistische Weltbewegung, Geopolitik, Weltwirtschaft und transnationalen Ideentransfer aufzuzeigen.

Abgabefrist für Abstracts: 30. Januar 2024.

CfP: War between Comrades: Unity, Division and Disintegration in the Communist World Movement since 1945

Under the title "War between Comrades: Unity, Division and Disintegration in the Communist World Movement since 1945," the 7th Hermann Weber Conference will be held in Cologne, Germany, 27-29 March 2025. The organizers welcome both micro-level case studies on the topic of "war between comrades" and articles that attempt to show larger contexts regarding the world communist movement, geopolitics, global economy and transnational transfer of ideas.

Deadline for abstracts: 1 January 2024.

CfP: 7. Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung (2025): „Bruderkriege: Einheit, Spaltung und Zerfall in der kommunistischen Weltbewegung seit 1945“

Veranstalter: Prof. Dr. Felix Wemheuer (Lehrstuhl für Moderne China-Studien an der Universität zu Köln) und Prof. Dr. Lorenz Lüthi (McGill University, Montreal) in Kooperation mit dem „Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung“, gefördert durch die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in der Bundesstiftung Aufarbeitung

Ort: Universität zu Köln (in Präsenz und digital)
Datum: 27.–29. März 2025
Abgabefrist für Abstracts: 30. Januar 2024

Mit Beginn des Kalten Krieges verkündete die sowjetische Führung die Theorie von der Teilung der Welt in zwei gegnerische Lager: ein sozialistisches und ein kapitalistisches. Schon 1948 kam es zum Bruch zwischen der UdSSR und dem Jugoslawien Titos. Der griechische Bürgerkrieg (1946–1949) wurde von einem „Bruderkrieg“ zwischen der Inlands- und Auslandsorganisation der Kommunistischen Partei begleitet sowie vom sowjetisch-jugoslawischen Konflikt beeinflusst. Mitte der 1960er-Jahre war der Traum von der Einheit des sozialistischen Lagers und der Schaffung eines geschlossenen sozialistischen Wirtschaftsraums mit solidarischer Arbeitsteilung ausgeträumt. 1963 hatte der offene Schlagabtausch zwischen der Führung der KP China und der KPdSU um die „Generallinie der kommunistischen Weltbewegung“ begonnen. Im westlichen Lager führte der sino-sowjetische Konflikt schließlich zur Annäherung der USA und ihrer Bündnispartner an die Volksrepublik China und mündete in einer multipolaren Neuordnung der Welt, besonders im Globalen Süden.

Der Bruch zwischen der Sowjetunion und China hatte Auswirkungen auf alle Kontinente und führte zur Spaltung vieler Parteien. Besonders in Kriegen im Globalen Süden, wie zum Beispiel den Bürgerkriegen in Angola, Mosambik, Äthiopien oder Afghanistan, intervenierten Moskau und Peking auf unterschiedlichen Seiten. Der sino-sowjetische Konflikt sprengte auch die afro-asiatische Solidaritätsbewegung von Bandung und die blockfreie Staatengemeinschaft. Einigen sozialistischen Ländern wie Vietnam und Nordkorea gelang es, Widersprüche zwischen den „großen Brüdern“ zu nutzen, um in ihren bewaffneten Konflikten Hilfe von beiden Seiten zu bekommen. In entwickelten Ländern Westeuropas, den USA oder Japan entstanden im Zuge der „Neuen Linken“ um 1968 eine große Zahl von radikalen Parteien, die sich positiv auf das maoistische China bezogen.

Neben dem sino-sowjetischen Konflikt verschärften sich durch die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 weitere Spaltungen. Die nationalkommunistischen Regime in Jugoslawien und Rumänien gingen in der Folge auf noch größere Distanz zur Sowjetunion. In Westeuropa integrierten sich eurokommunistische Parteien in die demokratischen Systeme. Ein besonders interessanter Sonderfall ist Albanien unter der Führung Enver Hoxhas, das eine Autarkiepolitik mit einem ideologischen Kampf gegen Jugoslawien, die UdSSR und schließlich China verband. Nach der Annährung Chinas an die USA 1971/72 vertraten Kuba, Vietnam und Nordkorea einen militanten Antiimperialismus und sahen sich als Erben der „Weltrevolution“. Der Konflikt zwischen den kommunistischen Staaten Kambodscha, Vietnam und China sollte 1979 in einen opferreichen „Bruderkrieg“ münden. Damit hatte sich auch der Traum von der Einheit der „Dritten Welt“ gegen den „US-Imperialismus“ erledigt.

Neben Konflikten sozialistischer Nationalstaaten entwickelten sich auch zahlreiche Spaltungen und „Bruderkriege“ innerhalb der kommunistischen Parteien zwischen konkurrierenden politischen Fraktionen, Exil- und Inlandsorganisationen oder Guerillaeinheiten.

Die Konferenz soll Forschung zu ideologischen Auseinandersetzungen, geostrategischen Neuordnungen, nationalstaatlichen Konflikten, transnationalen Vernetzungen, Organisationsgeschichte und ökonomischen Folgen der Spaltungen der kommunistischen Weltbewegung zusammenführen.

Diese und ähnliche Fragen sollen im Zentrum der Konferenz stehen:
- Warum kam es zu Spaltungen und „Bruderkriegen“ in vielen nationalen kommunistischen Bewegungen und zu ideologischen Konflikten zwischen Parteien, die mit der internationalistischen Agenda „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“ angetreten waren? Welche Rolle spielten dabei Nationalismus und alte territoriale Konflikte? Wie wurden kulturelle Begründungen ins Feld geführt, um sich als „europäischer“ oder „afrikanischer“ Kommunismus abzugrenzen?
- Warum wurden in einigen Fällen parteiinterne Fraktionskämpfe, wie z. B. in China oder Kambodscha, sogar mit militärischer Gewalt ausgetragen? Wie konnten diese Konflikte wieder befriedet werden? Endeten Fraktionskämpfe stets mit dem Parteiausschluss der unterlegenen Seite oder gab es auch Versuche, durch Kompromisse und Koalitionen wieder Stabilität zu gewährleisten?
- Welche Auswirkungen hatten die Spaltungen auf eine multipolare Neuordnung der Welt jenseits der beiden Lager des Kalten Krieges, die sich mit der sino-amerikanischen Annäherung nach 1972 abzeichnete? Inwiefern trugen die Spaltungen zum Niedergang des Kommunismus und den „antiimperialistischen Befreiungsbewegungen“ der arabischen, süd-amerikanischen, asiatischen und afrikanischen Länder bei?
- Sozialistische Länder überzogen sich teilweise gegenseitig mit Wirtschaftssanktionen. Welche Auswirkungen hatten diese auf die Volkswirtschaften und den internationalen Handel?
- Wie analysierten und reagierten Akteure im westlichen Lager aus Regierungen, Geheimdiensten, Medien und Wissenschaft auf die Spaltungen in den gegnerischen Bewegungen? Inwiefern versuchte westliche Diplomatie, Zerwürfnisse im sozialistischen Lager zu vertiefen, wie z. B. durch die Aufwertung der nationalkommunistischen Regierungen Rumäniens, Jugoslawiens oder Chinas?

Wir begrüßen sowohl Fallstudien auf der Mikroebene zum Thema der „Bruderkriege“ als auch Artikel, die versuchen, größere Zusammenhänge mit Blick auf kommunistische Weltbewegung, Geopolitik, Weltwirtschaft und transnationalen Ideentransfer aufzuzeigen. Bitte senden Sie Ihre Themenvorschläge (max. 300 Wörter) auf Deutsch oder Englisch sowie einen kurzen CV bis zum 30. Januar 2024 an folgende Adresse:
felix.wemheuer@uni-koeln.de

Die ausgewählten Beitragenden werden bis Mitte März 2024 benachrichtigt.

Die 7. „Hermann-Weber-Konferenz zur Historischen Kommunismusforschung“ wird vom 27.–29. März 2025 an der Universität zu Köln stattfinden. Am Abend des 27. März ist eine Abendveranstaltung geplant. Reise- und Übernachtungskosten werden nach Rücksprache von den Veranstaltern übernommen. Die Konferenzsprache ist Englisch. Es besteht auch die Möglichkeit, digital an der Konferenz teilzunehmen. Erwartet wird, dass die Entwürfe der Beiträge bis zum 30. Januar 2025 eingereicht werden. Sie sollen im Rahmen der Konferenz vorgestellt und diskutiert werden. Die Tagung wird von der „Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gefördert. Ausgewählte Konferenzbeiträge werden in überarbeiteter Fassung auf Deutsch im „Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung“ 2027 veröffentlicht (Übersetzungsmittel stehen zur Verfügung; die Beiträge werden lektoriert). Mit der Bewerbung wird die Bereitschaft vorausgesetzt, einen Beitrag zur Begutachtung für diese Publikation einzureichen.

Veranstalter und Gastherausgeber des Jahrbuches 2027
Prof. Dr. Felix Wemheuer, Universität zu Köln
Prof. Dr. Lorenz Lüthi, McGill University, Montreal

Jahrbücher zum kostenlosen Download
https://www.kommunismusgeschichte.de/jhk

CfP: 7th Hermann Weber Conference on Historical Research of Communism (2025): "War between Comrades: Unity, Division and Disintegration in the Communist World Movement since 1945"

Organisers: Prof. Dr. Felix Wemheuer (Chair of Modern China Studies at the University of Cologne) and Prof. Dr. Lorenz Lüthi (McGill University, Montreal) in cooperation with the "Yearbook for Historical Research of Communism", funded by the Gerda-und-Hermann-Weber-Foundation affiliated with The Federal Foundation for the Study of the Communist Dictatorship in Eastern Germany

Venue: University of Cologne (in presence and digital)
Date: 27–29 March 2025
Deadline for abstracts: 30 January 2024

With the beginning of the Cold War, the Soviet leadership proclaimed the theory of the division of the world into two opposing camps: one socialist and one capitalist. Already in 1948, a break between the USSR and Tito's Yugoslavia occurred. The Greek Civil War (1946–1949) was accompanied by a factional struggle between the domestic and foreign organisations of the Communist Party, as well as being influenced by the Soviet-Yugoslav conflict. By the mid-1960s, the dream of the unity of the socialist camp and the creation of a socialist economic space based on a solidary division of labour was over. In 1963, the open polemic between the leadership of the Chinese and Soviet party leadership regarding the "general line of the communist world movement" had begun. In the Western camp, the Sino-Soviet conflict led to the rapprochement of the USA and its allies with the People's Republic of China and resulted in a multipolar reorganisation of the world, especially in the Global South.

The rift between the Soviet Union and China had repercussions on all continents and led to the division of many parties. Especially in wars in the Global South, such as the civil wars in Angola, Mozambique, Ethiopia or Afghanistan, Moscow and Beijing intervened on different sides. The Sino-Soviet conflict also disrupted the Afro-Asian solidarity movement of Bandung and the non-aligned community. Some socialist countries like Vietnam and North Korea managed to use contradictions between the "big brothers" to get help from both sides in their armed conflicts. In developed countries in Western Europe, the US or Japan, a large number of radical parties emerged in the course of the "New Left" around 1968, which referred positively to Maoist China.

In addition to the Sino-Soviet conflict, the suppression of the Prague Spring in 1968 intensified other divisions. The national communist regimes in Yugoslavia and Romania subsequently distanced themselves even more from the Soviet Union. In Western Europe, Eurocommunist parties integrated themselves into the democratic systems. A particularly interesting special case is Albania under the leadership of Enver Hoxha, which combined a policy of autarky with an ideological struggle against Yugoslavia, the USSR and finally China. After China's rapprochement with the USA in 1971-72, Cuba, Vietnam and North Korea advocated militant anti-imperialism and saw themselves as heirs to the "world revolution". The conflict between China and Vietnam culminated in a sacrificial "fratricidal war" in 1979. This also put an end to the dream of Third World-unity against "US imperialism".

In addition to conflicts of socialist nation states, numerous splits and "fratricidal wars" also developed within the communist parties between competing political factions, exile and domestic organisations or guerrilla units.

The conference aims to bring together research on ideological clashes, geostrategic realignments, conflicts between national states, transnational entanglements, organisational history and economic consequences of the divisions in the world communist movement.

The following, and related, questions will be at the centre of the conference:
- Why did splits and "fratricidal wars" occur in many national communist movements and ideological conflicts between parties that had campaigned on the internationalist agenda of "proletarians of all countries, unite"? What role did nationalism and old territorial conflicts play in this? How were cultural justifications used to distinguish themselves as "European" or "African" communism?
- Why, in some cases, were internal factional struggles, such as in China or Cambodia, even fought out with military force? How could these conflicts be pacified again? Did factional fights always end with the expulsion of the losing side from the party or were there also attempts to ensure stability through compromises and coalitions?
- What effects did the divisions have on a multi-polar reordering of the world beyond the two camps of the Cold War, which became apparent with the Sino-American rapprochement after 1972? To what extent did the divisions contribute to the decline of communism and the "anti-imperialist liberation movements" of Arab, South American, Asian and African countries?
- Socialist countries sometimes imposed economic sanctions on each other. What effects did these have on national economies and international trade?
- How did actors in the Western countries such as governments, intelligence services, media and academia analyse and react to the divisions in the opposing camp? To what extent did Western diplomacy seek to deepen divisions in the socialist camp, such as by upgrading the national communist governments of Romania, Yugoslavia or China?

We welcome both micro-level case studies on the topic of "war between comrades" and articles that attempt to show larger contexts regarding the world communist movement, geopolitics, global economy and transnational transfer of ideas. Please send your topic proposals (max. 300 words) in German or English and a short bio by 30 January 2024 to the following address: felix.wemheuer@uni-koeln.de.

The selected contributors will be notified by mid-March 2024.

The 7th "Hermann Weber Conference on Historical Research on Communism" will take place from 27-29 March 2025 at the University of Cologne. A public panel discussion is planned for the evening of 27 March. Travel and accommodation costs will be covered by the organisers after consultation. The conference language is English. It is also possible to participate in the conference via Zoom. Draft versions of the papers are expected to be submitted by 30 January 2025. They will be presented and discussed during the conference. The conference is sponsored by the "Gerda-und-Hermann-Weber-Foundation within The Federal Foundation for the Study of the Communist Dictatorship in Eastern Germany ". Selected conference papers will be published in a revised version in German in the "Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung" 2027 (translation resources are available; the papers will be edited). The application implies the willingness to submit a contribution for peer review for this publication.

Organisers and guest editors of the yearbook 2027
Prof. Dr. Felix Wemheuer, University of Cologne
Prof. Dr. Lorenz Lüthi, McGill University, Montreal

Yearbooks download for free
https://www.kommunismusgeschichte.de/jhk

Kontakt

Prof. Dr. Felix Wemheuer, felix.wemheuer@uni-koeln.de

https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/stiftung/aktuelles/call-papers-7-hermann-weber-konferenz-2025